- Wie oft im Jahr kann sich ein Kind erkälten?
- Häufige Infektionen - Wann sollte die Diagnostik vertieft werden?
- Primäre und sekundäre Immundefekte
- Wann besteht der Verdacht auf einen sekundären Immundefekt?
- Immunschwächediagnose
- Häufige Erkrankungen sind nicht immer Immunschwäche
Häufige Infekte, insbesondere der Atemwege, sind für viele Eltern eine echte Plage. Wie oft im Jahr kann ein Kind krank werden? Wann sollten Sie sich Sorgen machen und die Diagnose vertiefen? Wie ist die Situation für Erwachsene?
Wie oft im Jahr kann sich ein Kind erkälten?
Viele Eltern haben das Gefühl, dass ihr Kind ständig krank ist. Dies gilt vor allem für Krippen- und Kindergartenkinder. Das ist ganz normal, das Baby kommt mit neuen Keimen in Kontakt und kann bis zu 8-10 Mal im Jahr krank werden.
Handelt es sich um typische Erkältungskrankheiten und erholt sich das Kind und zeigt es in der Zeit zwischen den Infektionen keine störenden Symptome, so liegt kein Verdacht auf eine Immunschwäche vor. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zahl der Infektionen ab und das Kind wird immer seltener krank.
Das Immunsystem entwickelt sich mit dem Alter und lernt, auf neue Mikroorganismen zu reagieren - die menschliche Immunität wird aufgebaut.
Häufige Infektionen - Wann sollte die Diagnostik vertieft werden?
Es lohnt sich, hier einige Richtlinien zu lesen, die angeben, welche Arten von Infektionskrankheiten und wie viele davon pro Jahr unsere Besorgnis erregen und uns veranlassen sollten, einen Spezialisten aufzusuchen.
Diese Symptome werden als Alarmsymptome bezeichnet und können Symptome einer Anomalie sein, die als Immunschwäche bezeichnet wird. Bei Kindern vermuten wir in den allermeisten Fällen einen primären Immundefekt, also einen vererbten.
Zu den Alarmsymptomen gehören folgende klinische Situationen:
- Ohrinfektionen - mindestens vier oder mehr solcher Infektionen pro Jahr, eine oder zwei Ohrinfektionen sind definitiv kein Grund zur Sorge,
- Anwendung einer Antibiotikatherapie ohne Besserung für zwei Monate, wenn das Antibiotikum wie angegeben eingesetzt wird - d. h. bei einer bakteriellen Infektion,
- mindestens zwei oder mehr Sinusitis in einem Jahr,
- Lungenentzündung - wie bei Sinusitis, zwei oder mehr Lungenentzündungen pro Jahr sollten Angst verursachen,
- auftretende tiefe Hautabszesse, Organabszesse - ein Abszess ist ein gut abgegrenzter Eiterherd, der in Geweben oder Organen auftrittintern,
- anormale Gewichtszunahme,
- die Notwendigkeit der intravenösen Langzeitgabe von Antibiotika während einer Infektion,
- chronische orale Mykose - dies gilt für Kinder über 1 Jahr - Säuglinge (d. h. Kinder unter einem Jahr) haben häufig orale Infektionen und dies wird nicht als Immunschwäche angesehen,
- Diagnose einer Immunschwäche bei jemandem in der Familie des Kindes, ungeklärter Tod von Kindern in der Familie,
- Entwicklung einer schweren Infektion - wie Sepsis, schwere Hautinfektion, Osteitis, Enzephalitis - eine solche schwere Infektion muss mindestens zweimal im Leben auftreten, um als Alarmsymptom zu gelten.
Was tun bei alarmierenden Symptomen?
Bei den oben genannten besorgniserregenden Symptomen (ein solches Symptom reicht aus) lohnt es sich auf jeden Fall, zu einem Arztgespräch zu gehen, der nach einem Gespräch über weitere diagnostische Schritte entscheidet. Bei Kindern sind die Kliniken, die eine Diagnostik in dieser Richtung durchführen, Immunschwächekliniken. Dort können Fachärzte das Kind zu Tests auf mögliche Immunerkrankungen überweisen.
Ein Hausarzt oder Kinderarzt in einer Klinik der Primärversorgung hat nicht die Möglichkeit, ein Kind zu fachärztlichen Untersuchungen auf diesem Gebiet zu überweisen, aber nach einer Untersuchung und einem Gespräch können sie sich entscheiden, eine solche Klinik aufzusuchen. Eine Überweisung an eine Klinik für Immunschwäche ist erforderlich und kann bei Ihrem Haus- oder Kinderarzt eingeholt werden.
Primäre und sekundäre Immundefekte
Immunschwächen werden in primäre und sekundäre unterteilt. Primäre Immundefekte sind angeborene Erkrankungen. Sie können unter anderem aus einer gestörten Produktion von Antikörpern resultieren – dieser Mechanismus tritt bei der häufigsten primären Immunschwächekrankheit auf, dem IgA-Mangel.
Dieser Zustand ist oft asymptomatisch und kann andere Anomalien wie Zöliakie, Typ-1-Diabetes, juvenile idiopathische Arthritis und entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn begleiten.
Andere, eher symptomatische Erkrankungen, die zur primären Immunschwäche gehören, sind:
- Gemeinsame Variable Immunschwäche,
- ein Zustand, der aus einer gestörten Zellreaktion resultiert,
- Krankheiten, die auf eine Störung der Phagozytose zurückzuführen sind.
Sekundäre Immundefekte werden viel häufiger bei Erwachsenen diagnostiziert. Sie sind eine Folge anderer Krankheitszustände- sie sind nicht angeboren. Als Ursachen für sekundäre Immunerkrankungen sind hier zu nennen:
- Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken, also sogenannte Immunsuppressiva - dazu gehören unter anderem Steroide, Ciclosporin, Methotrexat, viele Medikamente, die in der Krebs-Chemotherapie eingesetzt werden,
- Infektionen, virale und bakterielle Infektionen - HIV, Masernvirus, HSV, EBV, mykobakterielle und parasitäre Infektionen - zB Malaria,
- Krebs, insbesondere Leukämien und Lymphome,
- chronische Erkrankungen wie Diabetes, Nierenversagen, Unterernährung, Leberversagen, Zirrhose,
- eine Autoimmunerkrankung wie rheumatoide Arthritis,
- Zustand nach Organtransplantation - Transplantationspatienten müssen immunsuppressive Medikamente einnehmen, um eine Abstoßung zu verhindern, was leider die Immunität beeinträchtigt,
- Exposition gegenüber ionisierender Strahlung und bestimmten chemischen Verbindungen,
- Eiweißmangel - z.B. Verlust durch Verbrennungen,
- um die Immunität zu senkeno prädisponiert auch für chronischen Stress - wenn der Cortisolspiegel in unserem Körper ständig erhöht ist - muss beachtet werden, dass Cortisol ein Steroidhormon ist und unseren Körper auf ähnliche Weise wie oben beeinflusst. erwähnte Steroid-Medikamente,
- Fehlfunktion der Milz, Mangel an Milz - dieses Organ ist für die Zerstörung von umhüllten Bakterien verantwortlich, zu denen unter anderem Pneumokokken gehören, daher ist sein Fehlen oder seine Fehlfunktion mit Zuständen reduzierter Immunität verbunden.
Wann besteht der Verdacht auf einen sekundären Immundefekt?
Störungen vieler Körpersysteme können mit dem Vorhandensein einer sekundären Immunschwäche einhergehen. Bezogen auf die einzelnen Systeme sieht das so aus:
- bei den Atemwegen ist zu beachten: Bronchiektasen, sowie die Diagnose einer Sarkoidose oder Tuberkulose,
- im Fall des Verdauungssystems - chronischer, wiederkehrender Durchfall, erheblicher, ungeplanter Gewichtsverlust, Colitis ulcerosa, Zöliakie, wiederkehrende bakterielle und parasitäre Erkrankungen des Verdauungssystems: Salmonellose oder Giardiasis,
- im Zusammenhang mit HNO-Erkrankungen - häufiges Auftreten von Mittelohrentzündungen, rezidivierende Mykosen des Außenohrs,
- im Fall des osteoartikulären Systems - rezidivierende Arthritis oder Zellulitis,
- im Fall des Nervensystems - Enzephalitis, Toxoplasmose, Hirnlymphome, ainsbesondere Kryptokokkenmeningitis,
- in Bezug auf die Haut: rezidivierende, schwer zu behandelnde Abszesse sowie Kaposi-Sarkom - ein Indikatortumor bei AIDS, virale Warzen, die nicht auf eine Behandlung ansprechen, Alopezie unbekannter Ursache und wiederkehrende Gürtelrose
Immunschwächediagnose
Bei Verdacht auf eine Immunschwäche lohnt es sich, Laboruntersuchungen durchzuführen, um eine solche Diagnose zu bestätigen oder auszuschließen. First-Line-Tests oder Screening auf Immunschwäche umfassen Folgendes:
- Immunglobulinspiegel (IgG, IgM, IgA, IgE),
- Bestimmung des Titers spezifischer Antikörper gegen im Kindes alter verabreichte Impfantigene,
- Bestimmung der Anzahl der B-Zellen mittels Durchflusszytometrie
Häufige Erkrankungen sind nicht immer Immunschwäche
Welche anderen Situationen können ein Kind oder einen Erwachsenen oft krank machen? Es lohnt sich, nicht nur über Immunschwächen nachzudenken, sondern auch über:
- Allergie - ein chronischer Schnupfen, der mit der Pollensaison zusammenhängt und sich nach typischer antiallergischer Behandlung (Antihistaminika) bessert, sollte eher zum Besuch eines Allergologen ermutigen, ebenso wie rezidivierende Bindehautentzündungen,
- Asthma - chronischer Husten, Keuchen, bei älteren Kindern Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust, trockener paroxysmaler Husten, verminderte Belastungstoleranz - diese Symptome sollten eine pulmonale Asthmadiagnose veranlassen,
- Eisenmangel, Vitamin-D-Mangel - es lohnt sich, grundlegende Tests durchzuführen, um Mangelursachen für häufige Infektionen auszuschließen. Besonderes Augenmerk sollte auf die in unseren Breitengraden häufige Problematik des Vitamin-D-Mangels gelegt werden und an eine regelmäßige Supplementierung gedacht werden.