Übergewichtige Patienten, die für bariatrische Operationen anästhesiert werden, benötigen eine spezielle anästhesiologische Vorbereitung auf den Eingriff und Betreuung während seiner Durchführung. Wir sprechen mit Dr. n. Med. Marcin Możański von der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivtherapie des Militärmedizinischen Instituts in Warschau

Ein Anästhesist ist einer jener Spezialisten, die einen adipösen Patienten für eine bariatrische Operation qualifizieren. Warum?

Marcin Możański:Übergewichtige Patienten bedürfen besonderer Aufmerksamkeit. Durch Übergewicht kommt es im Laufe der Jahre zu Veränderungen der Atemwege und des Kreislaufsystems sowie zahlreicher Begleiterkrankungen (z. B. Diabetes), die den Narkoseverlauf maßgeblich beeinflussen. Aufgrund der erheblichen Einschränkungen der Leistungsfähigkeit solcher Patienten lohnt es sich, ein Verfahren durchzuführen, das sie auf die Operation vorbereitet, und sie erst dann vor dem Eingriff selbst zu beurteilen.

Gibt es Schwierigkeiten bei der Intubation eines bariatrischen Patienten?

M.M.:Ja. Schwierigkeiten ergeben sich aus anatomischen Veränderungen, die bei adipösen Patienten auftreten. Sie entwickeln eine Überwucherung aller Weichteile des Rachens und der Gaumenmandeln. Solche Patienten haben auch einen viel kürzeren und dickeren Hals und viel weniger Platz im Rachen zum Einführen von Geräten, mit denen wir die endotracheale Intubation durchführen. Manchmal braucht man also ein Videolaryngoskop oder ein Bronchofiberoskop, mit dem man den Tubus sicher in die Luftröhre eines adipösen Patienten einführen kann.

Was ist der Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Laryngoskop und einem Videolaryngoskop?

M.M.:Das Laryngoskop ist ein Metallspatel mit einer Lichtquelle. Wenn wir es benutzen, müssen wir alle Gewebe selbst wegschieben, damit wir den Kehlkopf und den Eingang dazu sehen können. Videolaryngoskope und alle anderen optischen Geräte hingegen lassen das Auge des Arztes eine Kamera oder einen Lichtwellenleiter sehen, der das Bild auf den Monitor überträgt. Das Videolaryngoskop eröffnet mehr Möglichkeiten und erhöht die Sicherheit des Patienten.

Werden solche Geräte auch in nicht-bariatrischen Operationen eingesetzt?

M.M.:Ja. Zum Beispiel in der Kiefer- und Gesichtschirurgie und allgemein überall dort, wo es sog schwierige Atemwege.

Adipositas ist eine Krankheit
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Fettleibigkeit wurde von der Weltgesundheitsorganisation offiziell als Krankheit anerkannt. Fettleibigkeit hat in Polen epidemische Ausmaße angenommen. Bereits 700.000 Polen mit Adipositas dritten Grades benötigen eine lebensrettende bariatrische Operation. Ein bariatrischer Patient bedarf der interdisziplinären Betreuung durch Spezialisten aus den Bereichen Chirurgie, Psychologie, Diätetik und Physiotherapie.

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Besteht bei adipösen Patienten ein erhöhtes Embolierisiko?

M.M.:Bei allen operierten Patienten besteht das Risiko einer venösen Thromboembolie. Daher erh alten die Patienten in der Vorbereitungszeit für die Operation Medikamente, die die Blutgerinnung reduzieren. Darüber hinaus versuchen wir, die Operation so schnell wie möglich durchzuführen und den Patienten so schnell wie möglich zu starten, da Bewegung das Embolierisiko verringert. Wir verwenden auch mechanische Prophylaxe durch Verwendung von speziellen Strümpfen oder Bandagen der unteren Extremitäten während der Operation oder spezielle Manschetten, die die Extremitäten komprimieren. Diese Manschetten ahmen die Bewegungen der Muskeln nach, die den Blutfluss in den Extremitäten anregen.

Was bestimmt die Wahl der Methode dieser Vorbeugung?

M.M.:Dies ist eine individuelle Angelegenheit. Es hängt alles von der Schwere der Fettleibigkeit und dem Grad des Risikos ab, das ein bestimmter Patient hat.

Wie muss der Operationssaal für einen übergewichtigen Patienten angepasst werden?

M.M.:Zunächst einmal muss der OP-Tisch die entsprechende Tragfähigkeit haben, er muss sich auch an den richtigen Stellen durchbiegen, um sich der Position des Patienten anzupassen und die Bedürfnisse des Chirurgen. Die Position während der Operation ist nicht immer flach. Manchmal ist es sehr stark zu den Beinen hin geneigt, manchmal umgekehrt. Neben dem Tisch sind alle Hilfsmittel zur Lagerung des Patienten sehr hilfreich. Das sind solche Gelpads. Wir nennen sie „Positionierer“. Sie sind nützlich, da der adipöse Patient nicht immer auf der ebenen Fläche des Operationstisches platziert werden kann. Dies liegt an verschiedenen Funktionsstörungen des Bewegungsapparates. Die Gliedmaßen lassen sich nicht richtig beugen und der Rücken lässt sich nicht strecken, z.B. durch einen Fettbuckel. Daher benötigt der Patient Nacken-, Kopf-, Gliedmaßen- und Knieschützer, damit die Muskeln, Nerven oder Sehnen bei längerem Aufenth alt in Rückenlage nicht geschädigt werden. Bei der Operation adipöser Patienten ist auch die übliche Gradation sinnvoll. Dank ihm kann der Patient vor dem Eingriff den Operationstisch betreten und der Anästhesist in einer bequemen Position darüber stehen. Wir brauchen auch Rollen und Lifter, die uns helfen, den Patienten nach der Operation ins Bett zu bringen.

In welcher Position wird der Patient währenddessen operiertAdipositaschirurgie?

M.M.:Meistens in stark zu den Beinen geneigter H altung. Deshalb setzen wir bei solchen Eingriffen oft Fußstützen ein, damit der Patient nicht vom OP-Tisch rutscht. Manchmal verwenden wir auch Vakuummatratzen, die – angesaugt – in der eingestellten Position einfrieren und den Patienten versteifen, damit er sich auf dem OP-Tisch nicht bewegt.

Warum muss der Patient bei bariatrischen Eingriffen zu den Beinen geneigt liegen?

M.M.:Diese Position wird von Chirurgen benötigt. Sie arbeiten hauptsächlich in der oberen Bauchhöhle, also wollen sie, dass sich der Darm und das intraperitoneale Fett unter der Wirkung der Schwerkraft nach unten bewegen. Dann legen sie den oberen Teil der Bauchhöhle frei, also den operierten Magen. Wenn der Patient völlig flach wäre, hätten die Chirurgen ein verengtes Operationsfeld und es wäre schwieriger, den Eingriff durchzuführen.

Was ist die größte Herausforderung für den Anästhesisten während der bariatrischen Chirurgie?

M.M.:Zur Überwachung der Anästhesiestärke haben wir mehrere Geräte, die die Tiefe der Anästhesie messen und wie das Gehirn des Patienten darauf reagiert. Bei einem adipösen Patienten verändert sich die Wirkung von Hypnotika, Analgetika und Muskelrelaxanzien. Dies liegt daran, dass es viel mehr Körperfett, weniger Wasser und ein anders aufgebautes Kreislaufsystem hat, sodass die gleichen Medikamente, die einem schlanken und fettleibigen Patienten verabreicht werden, möglicherweise anders wirken. Es kann sich herausstellen, dass die nach dem Körpergewicht berechnete Dosis des Medikaments zu hoch ist oder umgekehrt, und der Patient kann während des Eingriffs aufwachen. Um sicherzustellen, dass wir keine zu kleinen oder zu großen Dosen von Medikamenten verwenden, sollte eine Geräteüberwachung der Narkosetiefe verwendet werden.

Was ist das größte Risiko für adipöse Patienten während einer bariatrischen Operation?

M.M.:Diese Patienten sind stark belastet, vor allem durch zahlreiche Atemwegs- und Kreislauferkrankungen und das häufige Auftreten des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms, das leider oft nicht diagnostiziert wird. Es ist eine sehr gefährliche Pathologie für adipöse Patienten. Obstruktive Schlafapnoe führt dazu, dass der Patient die Atemwege verliert und im Schlaf aufhört zu atmen. Sie leidet unter ihrer eigenen Zunge und einem umgebauten Hals. Dann kommt es zum Atemversagen. Geben wir ihm Schlafmittel, Schmerzmittel oder Muskelrelaxantien, vertieft sich dieser Prozess. Nach der Operation kann ein solcher Patient Schwierigkeiten beim Atmen haben. Wenn der Patient die Schlafapnoe nicht behandelt (weil er manchmal nicht einmal davon weiß), treten sehr schwerwiegende Veränderungen auf.in Lunge und Herz. Der daraus resultierende Umbau dieser Organe ist äußerst gefährlich und kann auch ohne Operation zum Tod führen. Bei der Überwachung von Patienten mit perioperativer Schlafapnoe reicht die übliche Sauerstoffsättigung nicht aus. Es ist auch nützlich, den Kohlendioxidgeh alt der ausgeatmeten Luft abzuschätzen – er zeigt unter anderem die Qualität Ihrer Atmung an. Eine effektive Methode, die die Sicherheit bariatrischer Patienten erhöht, ist das kapnografische Monitoring, das eine sofortige Erkennung einer Apnoe und ein frühzeitiges Eingreifen ermöglicht, um potenziellen Komplikationen vorzubeugen, z. Herzstillstand, der eine direkte Bedrohung für das Leben des Patienten darstellt.

Wichtig

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Dieser Artikel enthält keine diskriminierenden und stigmatisierenden Inh alte für Menschen, die an Fettleibigkeit leiden.

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