Glaukom entwickelt sich normalerweise über Jahre und gibt keine Signale. Manchmal vergehen 30 Jahre und plötzlich stellt sich heraus, dass die Krankheit den Sehnerv fast vollständig zerstört hat. Das Augenlicht des Patienten geht irreversibel verloren. Und man braucht nicht viel, um trotz Krankheit das Augenlicht zu beh alten.

Warum wird Glaukom so spät diagnostiziert und kann es anders sein? Wie stehen die Chancen einer kranken Person, ihr Augenlicht zu beh alten? Wir sprechen mitprof. Marek Rękas , Leiter der Augenklinik des Militärmedizinischen Instituts in Warschau, sowie nationaler Augenarzt.

Was genau ist Glaukom?

Prof. Marek Rękas : Dies ist eine Gruppe von Krankheiten, die durch eine fortschreitende Atrophie des Sehnervs gekennzeichnet ist, die allmählich zum Verlust des Sehvermögens führt. Es gibt zwei Haupttypen des Glaukoms – das Offenwinkel- und das Engwinkelglaukom. Wenn sich der Winkel schließt, kann der Abfluss des Kammerwassers plötzlich blockiert werden. Der Druck im Auge steigt stark an, es gibt starke Schmerzen im Kopf und im Auge, das Sehen ist verschwommen, sogar Übelkeit. Das beschleunigt die Diagnose, wenn der Patient natürlich zum Augenarzt oder in die Notaufnahme geht. Dies trifft auf 20 % der Patienten zu, in den restlichen 80 % der Fälle ist der Winkel offen, aber die fortschreitenden Läsionen darin erschweren das Austreten des Kammerwassers. Der Druck im Auge steigt langsam an - oft bemerken wir die Auswirkungen erst nach vielen Jahren, wenn der Sehnerv fast vollständig zerstört ist.

Können Sie ein fortgeschrittenes Glaukom haben und es nicht wissen?

M.R.:Beginnen wir mit der Frage: Was nennen wir Sehen? Zuallererst unterscheiden wir das zentrale Sehen - wir sehen Objekte, Farben, Buchstaben. Wir haben aber auch peripheres und peripheres Sehen, was unter anderem durch gewährleistet wird Orientierung im Raum. Dies ist, was Glaukom zuerst nimmt. Die Menschen meinen, gut sehen zu können, weil sie lesen können usw. Störungen des peripheren Sehens werden oft jahrelang nicht bemerkt, oder sie assoziieren bestimmte Ereignisse nicht mit fortschreitender Erblindung. Das gilt zum Beispiel für Senioren, die immer öfter über etwas stolpern. Das Glaukom nimmt in erster Linie das primäre, „unbewusste“ Sehen von Details an der Peripherie weg, die vom zentralen Sehen nicht registriert werden, aber zum Beispiel vor Gefahren warnen.

Was sind die Risikofaktoren für Glaukom?

M.R.:Erstens oft Glaukomes kommt in Familien vor, d.h. es kann eine genetische Erkrankung haben. Rasse ist wichtig (bei Asiaten ist der Schließwinkel häufiger) und Myopie (für anatomisch schwächere Augen). Auch das Alter, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und viele weitere gesundheitliche Probleme spielen eine Rolle. Aber die aktuelle Ansicht ist, dass die Ursachen des Glaukoms in der Struktur der Sklera und anderer Augenstrukturen liegen.

Fortschreiten der Krankheit, da unbehandelter hoher Druck den Sehnerv zerstört?

M.R.:Ja. Eine Behandlungsmöglichkeit ist daher die Gabe von Tropfen, die die Kammerwasserproduktion reduzieren. Wenn weniger davon vorhanden ist, sinkt der Druck im Auge. Aber auch diese Art der konservativen Therapie hat Nebenwirkungen, wie eine schwächere Ernährung der Augenstrukturen. Dies ist einer der Gründe, warum Patienten mit Glaukom häufiger Katarakte entwickeln. Außerdem regulieren die Tropfen den Augeninnendruck nicht in allen Fällen über den Tag hinweg. Und noch etwas - sie wirken auf der Augenoberfläche und bei längerem Gebrauch entwickelt sich häufig eine chronische Augenentzündung, die in Zukunft die Wirksamkeit der Operation beeinträchtigen kann.

Es gibt also auch andere Methoden, den Augeninnendruck zu senken …

M.R.:Das war's. Der zweite Behandlungsgang besteht darin, den Abfluss des Kammerwassers zu steigern und damit den Augeninnendruck auszugleichen. Dazu werden Laser oder Operationen eingesetzt. Die aktuelle Tendenz geht dahin, sie so früh wie möglich einzuführen – noch vor einer medikamentösen Behandlung.

Die richtige Prophylaxe, d.h. regelmäßige Gesichtsfeldtests und Augendrucktests, sowie immer perfektere Therapien erlauben es, die Entwicklung des Glaukoms so weit zu verlangsamen, dass die Sehkraft für den Rest eines langen Lebens erh alten bleibt

Was bestimmt die Wahl der Therapie?

M.R.:Zuallererst seine Wirksamkeit und Sicherheit. Beim Glaukom geht eine hohe Effizienz leider oft mit einem erhöhten Komplikationsrisiko einher. Denken Sie daran, dass das Ziel der Glaukombehandlung darin besteht, Ihr Sehvermögen so lange wie möglich und in bestmöglicher Qualität zu erh alten. Das Wesen dieser Krankheit ist, dass sie fortschreitet und die Veränderungen irreversibel sind. Daher nimmt ein unbehandelter Glaukom im Laufe der Zeit das Sehvermögen vollständig ab.

Welche Behandlungen werden in Polen angewendet?

M.R.:Dasselbe wie in der Welt. Zu den sichereren gehört beispielsweise die Sklerektomie, die vereinfacht gesagt darin besteht, die Außenwand des Schlemmschen Kanals freizulegen, was den Abfluss des Kammerwassers verbessert. Trabectulectomy ist die Vorbereitung einer Öffnung im Auge, durch die die wässrige Flüssigkeit unter der Bindehaut abgelassen wird. Bei der Kanalplastik wird eine Drainage in den Schlemm-Kanal eingebracht, durch die eine spezielle Substanz eingebracht wirdErhöhung seines Volumens. Wir waren die ersten in Polen, die es in unserer Klinik durchgeführt haben. Es handelt sich um ein mit der Trabektulotomie vergleichbares Verfahren, jedoch mit wesentlich höherer Sicherheit. Ein Novum sind mikroinvasive Eingriffe - z.B. das Einsetzen eines Stents in den Schlemmschen Kanal (wie in der Kardiologie, nur in der mikroskopischen Variante), wodurch der Ort des Kammerwasserabflusses erweitert wird.

Weltweit leiden 60 Millionen Menschen an Glaukom, davon sind 7 Millionen blind. Die beschleunigte Alterung des Sehnervs als Folge dieser Krankheit ist eine Epidemie des 21. Jahrhunderts.

Was erwartet uns in der Zukunft?

M.R.:Die Zukunft liegt in der Kontrolle des Drucks im Augapfel mit Hilfe elektronischer Sensoren, z.B. in Intraokularlinsen. Sie findet beispielsweise alle drei Minuten statt. Eine solche Messung ist für einen Augenarzt von unschätzbarem Wert. Der Anstieg des Augeninnendrucks ist der einzige bestätigte Risikofaktor für Glaukom, weshalb dessen Überwachung so wichtig ist. Auch zufällige Druckstöße (z. B. beim Reiben oder Zusammendrücken der Augenlider) im Augapfel können degenerative Veränderungen des Sehnervs auslösen. Auch der Telediagnostik gehört die Zukunft, beispielsweise das Gesichtsfeld zu Hause vor dem Computer zu untersuchen und das gesammelte Material elektronisch zur Analyse zu versenden, ohne das Haus zu verlassen.

Wie führt man eine Prophylaxe sinnvoll durch?

M.R.:Sie benötigen ein von AMD entwickeltes System (Macular Degeneration). Die Amerikaner sind ein gutes Beispiel. 2 % der Bevölkerung werden behandelt, d. h. diagnostiziert, aber bis zu 10 % werden durch Screening (ein Programm regelmäßiger Kontrolluntersuchungen) abgedeckt. Aufgrund eines genetischen Faktors trifft dies oft auf ganze Familien zu. Es geht darum, den Verlauf von Veränderungen im Gesichtsfeld, also einer beschleunigten Alterung des Sehnervs, aufzuzeigen. Dies ist eine Voraussetzung, um früh genug mit der Behandlung beginnen zu können.

Wie sollte ein Besuch beim Augenarzt aussehen?

Bei einem Besuch sollte der Augenarzt nicht nur die Sehschärfe überprüfen. Er muss den vorderen Augenabschnitt untersuchen, den Augenhintergrund untersuchen, den Zustand der Netzhaut und des Sehnervs beurteilen, den Druck im Augapfel messen. Dies sind Studien, die es unter anderem ermöglichen, den Grad des Risikos zu bestimmen Glaukom, grauer Star oder AMD.

Bei Verdacht auf Glaukom muss zusätzlich ein Gesichtsfeldtest durchgeführt werden. Das Wichtigste ist das Monitoring, also regelmäßige Kontrollen: alle 2-3 Monate den Augeninnendruck messen und bei Verdacht auf Glaukom alle 6 Monate das Gesichtsfeld untersuchen.

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