Diabetes ist eine interdisziplinäre Erkrankung, was bedeutet, dass sie von Ärzten vieler Fachrichtungen behandelt werden sollte, nicht nur von Diabetologen. Und so ist es. Sie kümmern sich unter anderem um den Diabetiker. Kardiologen, Nephrologen, Neurologen, Orthopäden. Jetzt gesellen sich … Zahnärzte zu ihnen. Wann hilft ein Zahnarzt, Diabetes zu erkennen? Wir sprechen mit Prof. dr hab. n. Med. Leszek Czupryniak, Leiter der Abteilung für Innere Krankheiten und Diabetologie der Medizinischen Universität Warschau
Zahnärzte können einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung über Diabetes leisten. Erkrankungen der Zähne und des Mundes bei Diabetikern sind sehr häufig. Menschen mit Diabetes haben deutlich weniger Zähne als gesunde Menschen. Menschen im Alter von 60-70 Jahren sollten mindestens zehn eigene Zähne haben, während nur sehr wenige Diabetiker dieses Ergebnis „rühmen“ können. Darüber hinaus schreiten orale Läsionen bei Patienten mit Diabetes, wie Karies oder Gingivitis, schneller voran. Auch Heilungsprozesse sind in solchen Fällen schwieriger. Die Anfälligkeit für Infektionen und Pilzläsionen nimmt deutlich zu. Und schlussendlich; Diabetes einen negativen Einfluss auf die Implantatinsertion hat, kann es zu vielen schwerwiegenden Veränderungen der Mundschleimhaut kommen.
Vor einigen Jahren haben wir eine Studie durchgeführt, in der der Zustand der Zähne von über 2,5 Tausend Kindern bewertet wurde. Diabetiker. Es stellte sich heraus, dass sie deutlich weniger Zähne hatten als eine richtig ausgewählte Kontrollgruppe ohne diese Krankheit. Und das brachte uns auf die Idee einer Kooperation zwischen Zahnärzten und Diabetologen. Die jetzige Koalition ist somit eine Fortführung des bisherigen Projekts.
Die Koalition läuft bereits. Ihre Partner sind die Polnische Diabetesgesellschaft, die Polnische Zahnärztegesellschaft und die Firma TEVA. Über 500 nehmen bereits daran teilZahnärzte. Jeder von ihnen erhält 20 Überweisungen zur Blutzuckermessung seiner Patienten. Es werden Überweisungen an diejenigen Patienten vorgenommen, bei denen ein echtes Diabetesrisiko besteht. Wir haben für die am Projekt teilnehmenden Zahnärzte ein spezifisches Protokoll erstellt, das die Qualifizierung des Patienten ermöglicht. Der Verdacht auf Diabetes soll nicht nur auf den Zustand der Mundhöhle hinweisen, sondern auch auf Übergewicht oder Adipositas, über 45 Jahre und Diabetes im engsten Familienkreis. Und wenn der Patient mindestens einen dieser Faktoren hat, wird er zu einem Blutzuckertest überwiesen. Wir haben 50.000 vorbereitet solche Empfehlungen.
Dies ist z.B. eine Pilzinfektion in den Mundwinkeln, eine blasse, wenig vaskularisierte Zunge, Mundtrockenheit, schnell fortschreitende Karies, freiliegende Hälse, fortgeschrittene Karies
Weil Diabetes lange Zeit keine Symptome macht. Die späte Diagnose von Diabetes ist ein häufiges Problem. Selbst in den Ländern, die die besten Ergebnisse vorweisen können, sind es rund 25 Prozent. Fälle von Diabetes mellitus bleiben lange unerkennbar. Und das trotz guter, ja sogar sehr guter medizinischer Grundversorgung und ordentlichem Forschungssystem. Etwa 3 Millionen Menschen in Polen leiden an Diabetes, aber über eine halbe Million ist sich der Krankheit nicht bewusst. Es ist erwähnenswert, dass mehr als doppelt so viel prädiabetisch ist, aber sie ist sich dessen noch nicht bewusst.
Das war's. Und auf jeden Fall sollte einmal im Jahr Blutzuckermessung bedeuten: Übergewichtige Menschen, d.h. mit einem BMI von 25 kg/m und mehr, mit Diabetes in der Familienanamnese, geringer körperlicher Aktivität, Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Syndrom der polyzystischen Ovarien, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Schwangerschaftsdiabetes in der Vorgeschichte, Geburt eines Kindes mit einem Gewicht von mehr als 4 kg.
Bessere Diabeteserkennung. Und noch einmal appelliere ich an Zahnärzte, sich nicht nur auf Tätigkeiten zu konzentrieren, die zu ihrem Fachgebiet gehören, sondern auch jene Symptome bei ihren Patienten nicht zu ignorieren, die auf eine andere Krankheit hinweisen können. In diesem Fall - Diabetes. Und ich betone: Es geht nicht darum, Hausärzte zu ersetzen, sondern nurum ihnen zu helfen, eine korrekte Diagnose zu stellen.