Gibt es eine körperliche Aktivität, die jedem gut tut, warum „packen“ im Fitnessstudio für das Herz ungeeignet ist, wann die Pulsuhr lügen darf und ob ein Patient mit Herzschrittmacher Angst haben sollte Sport - antwortet Dr. hab. med. Ewa Jędrzejczyk-Patej von der Herzrhythmus-Sektion der Polnischen Kardiologischen Gesellschaft
"Gehen, Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren, aus Vergnügen und in moderater Intensität ausgeübt, unterstützen die Wirkung einer Herztherapie, verbessern das Wohlbefinden des Patienten, verlängern das Leben - die Vorteile sind nicht zu überschätzen."
Nach den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation ist regelmäßige körperliche Aktivität die wichtigste Grundlage für einen gesunden Lebensstil. Gibt es eine Aktivität, die besonders gut für das Herz ist?
dr hab. Med. Ewa Jędrzejczyk-Patej : Körperliche Anstrengung ist die Grundlage der neuen Gesundheitspyramide, die von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) entwickelt wurde. In der Vergangenheit wurde gesagt, dass für eine optimale Gesundheit ein Training mittlerer Intensität mindestens dreimal pro Woche mit einer Dauer von mindestens 30 Minuten und einer Herzfrequenz von etwa 130 Schlägen pro Minute optimal ist. Früher g alt die Regel: 3 x 30 x 130. Heute empfiehlt es sich, sich fünfmal pro Woche moderat zu bewegen, um gesund zu bleiben. Es lohnt sich, aktiv zu sein, aber es ist auch gut zu wissen, was dem Herzen gut tut – nicht jede körperliche Aktivität wird für jeden geeignet sein.
Was mag das Herz?
E.J.-P.: Das Herz mag dynamische Bewegung, Cardiotraining – wie zum Beispiel Nordic Walking, Laufen und Schwimmen. Statische und isometrische Anstrengungen wie Gewichtheben oder das umgangssprachliche „Packen“ im Fitnessstudio sind aus Herzsicht nicht ratsam. Ein solches Training verbessert nicht die Leistungsfähigkeit und körperliche Verfassung des Körpers – es erhöht nur die Muskelmasse und kann in einigen Fällen zu Herzhypertrophie, arterieller Hypertonie oder Verschlimmerung von Arrhythmie-Episoden führen. Als Kardiologen für solche Bemühungen sagen wir: nein
Das Fitnessstudio wird empfohlen, wenn wir uns entscheiden, dynamisch zu trainieren, indem wir ein Laufband, ein stationäres Fahrrad oder einen Stepper verwenden. Beachten Sie auch, dass die Anstrengung dem allgemeinen körperlichen Zustand angepasst werden muss.
Aufwärmen ist eine gute Lösung?
E.J.-P.: Aufwärmen ist notwendig, um sich warm zu h altenMuskeln und hält die Gelenke in Bewegung. Gut ist es, wenn das Training die Phasen beinh altet: Aufwärmen, richtiges Training und Entspannung, mit Dehnung und Entspannung. Nur bei regelmäßiger Sportausübung lohnt es sich, die Trainingsintensität systematisch zu erhöhen – ein großer, intensiver „Spurt“ bei Anfängern kann zu schweren Verletzungen und Überlastung des Körpers führen – es lohnt sich nicht, da die Rehabilitation lang und langwierig sein kann ermüdend.
Welche Aktivitäten können Senioren empfohlen werden?
E.J.-P.: Walking, idealerweise in durchschnittlichem Tempo, und Nordic Walking, also das Gehen mit Stöcken, bei dem die meisten Muskelgruppen beansprucht werden, sind universelle Formen der körperlichen Aktivität. Probieren Sie auch Radfahren, Schwimmen oder Tanzen aus – sofern es Ihre Fitness zulässt.
Die universellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation besagen, dass man 10.000 Schritte am Tag machen sollte - einerseits ist es keine kleine Menge, aber andererseits, wenn wir die Aktivität über den Tag verteilen, ist es das schon ein realisierbarer Wert. Es lohnt sich, im Alltag aktiv zu sein - es lohnt sich, eine Station zu Fuß zu gehen, zum Geschäft zu Fuß zu gehen, anstatt mit dem Auto dorthin zu fahren, und direkt neben dem Eingang zu parken, die Treppe hinaufzugehen, anstatt den Aufzug zu nehmen - Dies sind kleine, aber sehr wichtige Gewohnheiten, die langfristig zu einer besseren Leistung und Kondition beitragen.
Sind Outdoor-Fitnessstudios in der Nähe von Wohnsiedlungen eine gute und sichere Lösung für das Herz?
E.J.-P.: Solange es die Luftqualität zulässt, ist dynamisches Training in Outdoor-Fitnessstudios sehr zu empfehlen. Übersteigt die Feinstaubkonzentration die empfohlenen Grenzwerte, sollten Sie eher auf Anstrengungen im Freien verzichten, um keine Schadstoffe einzuatmen, die dem ganzen Körper schaden können. Bei guter Luftqualität lohnt es sich jedoch, Sport zu treiben – besonders gut eignen sich Geräte wie Walker, Crosstrainer oder Strampler, die die Leistungsfähigkeit steigern und zu einer besseren Kondition des Körpers beitragen.
Sind moderne Technologien und Herzfrequenzüberwachungsanwendungen beim Training hilfreich?
E.J.-P.: Solche Lösungen können hilfreich sein, aber man muss bedenken, dass sich diese Technologien ständig weiterentwickeln und nicht immer zu 100 Prozent perfekt sind. Sie werden immer präziser, können aber dennoch manchmal unglaubliche Ergebnisse liefern – auch nicht, weil die Messung ungenau ist, sondern beispielsweise die individuellen Eigenschaften des Besitzers nicht berücksichtigt.
Zum Beispiel bei Patienten mit Arrhythmien wie Vorhofflimmern erkennen Pulsüberwachungsgeräte die Pulswelle und die von ihnen gegebenen Anzeigen nicht immer genau,sie entsprechen nicht immer den tatsächlichen Werten. Auch bei Patienten mit vielen ventrikulären Extrasystolen können die Messwerte verfälscht sein. Bei einem gesunden Menschen ist die Wahrscheinlichkeit falscher Messungen relativ gering und die modernen Geräte und Anwendungen, die auf dem Markt erhältlich sind, werden immer genauer und zuverlässiger.
Patienten mit Herzerkrankungen und diagnostizierten Herzrhythmusstörungen haben oft Angst, ob Sport überhaupt etwas für sie ist. Gibt es Aktivitäten, die ich trotz meiner Krankheit ausüben kann?
E.J.-P .: Generell lässt sich sagen, dass Freizeitsport sogar für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen wird, nur mit Ausnahme des Dekompensationsstadiums. Die vorgenannten Spaziergänge, Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren, aus Freude und in moderater Intensität ausgeübt, unterstützen die Wirkung der Herztherapie, verbessern das Wohlbefinden des Patienten, verlängern das Leben – der Nutzen ist nicht zu überschätzen.
Leistungssport ist anders - hier sind wir viel vorsichtiger. Gruppen kardiologischer Erkrankungen, wie beispielsweise die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie oder die hypertrophe Kardiomyopathie, sind Fälle, bei denen Leistungssport kontraindiziert ist, da er den Krankheitsverlauf verschlechtern und Herzrhythmusstörungen verschlimmern kann.
Bei Vorhofflimmern, wenn wir keine ausreichende Herzfrequenzkontrolle haben, sollte Sport sehr vorsichtig behandelt werden und mit intensiverer Aktivität gewartet werden, bis sich die Herzfrequenz gut stabilisiert hat.
Sollten Patienten mit implantierten kardiologischen Geräten wie Herzschrittmachern oder Kardioverter-Defibrillatoren starke körperliche Aktivität vermeiden?
E.J.-P.: Wenn ein Patient einen Herzschrittmacher hat, besteht für ihn nicht die Gefahr, dass er beispielsweise beim Sport bei steigender Herzfrequenz einen Ausfluss bekommt, weil Herzschrittmacher eine solche Möglichkeit nicht haben. Bei einem Cardioverter-Defibrillator (ICD) ist das Risiko einer unnötigen Entladung bei intensivem Training zwar theoretisch vorhanden, aber wir haben heute detaillierte Kenntnisse darüber, wie man den ICD optimal programmiert, damit der Patient keine unzureichenden Schocks erfährt
Solche unzureichenden Eingriffe des Gerätes werden nicht durch die ventrikuläre Arrhythmie verursacht, sondern durch die schnelle Herzfrequenz, d.h. die sogenannte Sinustachykardie im Zuge der körperlichen Anstrengung, die ein bestimmter Patient während des körperlichen Trainings durchführt. Herzimplantierbare Geräte werden immer perfekter. Sie verfügen über unterschiedliche Algorithmen, um festzustellen, ob es sich um eine lebensbedrohliche Arrhythmie oder eine häufige belastungsinduzierte Sinustachykardie handelt. Vor dem Training lohnt es sich immer, Ihren behandelnden Arzt zu fragen, ab welcher HerzfrequenzDas Gerät beginnt, Arrhythmien zu erkennen und ab welcher Herzfrequenz es reagiert. Dann können moderne Pulsuhren helfen, denn wenn ein Patient sieht, dass seine Herzfrequenz gefährlich hoch ist, was ein implantiertes Gerät möglicherweise bereits als Auffälligkeit erkennt, kann es das Trainingstempo unterbrechen oder verlangsamen.
Manchmal empfehlen wir unseren Patienten Stresstests durchzuführen, um zu sehen, welche maximalen Herzfrequenzwerte der Patient bei starker körperlicher Anstrengung erreichen kann. Solche Forschung hilft, ein bestimmtes implantierbares Gerät zu programmieren.
Ich würde allen Patienten mit implantierbaren Geräten raten, keine Angst vor körperlicher Anstrengung zu haben, aber vor dem Training ihren Arzt bezüglich der Empfehlungen zu konsultieren. Einem Patienten wird ein Gerät wegen Herzinsuffizienz implantiert, einem anderen beispielsweise wegen Kardiomyopathie – die Reaktionen der Patienten auf Bewegung können unterschiedlich sein, daher sollten die Sportempfehlungen sehr individuell gehandhabt werden.